Hamburger Abendblatt, 18.12.06

Monteverdi aufgepeppt

HAMBURG -
Alle liegen sie da - die Sänger, die Instrumentalisten und auch der Dirigent - und musizieren in dieser ungewöhnlichen Pose. Orfeo hat sie unter dem Schock der Nachricht vom Tod seiner geliebten Eurydice mit seinem Schmerz zu Boden gedrückt. Andreas Bodes "L'Orfeo" auf Kampnagel arbeitet mit einer hoch suggestiven Bildsprache, die den antiken Stoff subkutan erlebbar macht.

Damit auch die Musik unter die Haut geht, strebt Titus Engel (musikalische Leitung und Arrangement) nicht die historisch korrekte Aufführung der Monteverdi-Oper an, sondern peppt sie auf durch eine groovige Akzentuierung und unkonventionelle, aber kongeniale Instrumentationseinfälle mit E-Gitarre, E-Piano und Ungarischem Cymbalon (einer Art Hackbrett). Durchweg lebhaft und in perfektem Zusammenspiel finden die sechs Streicher des Ensemble Resonanz mit den partiturfremden Instrumenten unter Engels auswendigem Dirigat zusammen. Dabei hält es sie kaum auf den Stühlen. Wenn sie nicht gerade mit ihren Geigen und Celli im die gesamte Bühne bedeckenden Sand liegen, zappeln und tanzen sie zu ihren eigenen Rhythmen.

Hervorzuheben unter den fünf Sängern, die zum Teil in Mehrfachbesetzung auftreten, ist Catrin Kirchners Orfeo, deren charismatische und stimmlich brillante Interpretation der Hosenrolle mit Liliana Nikiteanus bezauberndem Hamburger Konwitschny-"Rosenkavalier" mithalten kann.


meg